Der Musikverein Landenhausen e.V.

Der Musikverein ist ein wichtiger Kulturträger in der Gemeinde Wartenberg (Hessen) und darüber hinaus und wirkt bei der Umrahmung kultureller Veranstaltungen mit.

Gegründet wurde der Verein im Dezember 1909 von dem damals amtierenden Schulverwalter Paul Merkel. Das war nicht sehr einfach, denn die Instrumente fehlten. Er veranstaltete eine Sammlung im Dorf, die soviel einbrachte, dass man eine ganze Anzahl neuer Instrumente kaufen konnte. Nun ging es fleißig ans Lernen und nach einiger Zeit konnte der Verein öffentlich auftreten.

Ein wichtiger Meilenstein ist die Mitbegründung der "Musikvereinigung Fulda-Land-West" in Fulda. Ziel dieser Vereinigung - in der Landenhausen als einziger Musikverein aus dem Altkreis Lauterbach vertreten war - ist es, dass 11 Musikvereine sich mindestens einmal jährlich zu einem Wertungsspielen stellen und ihr Können präsentieren.

Außerdem erfolgt eine musikalische Unterstützung in der Musikvereinigung bei Festen und kulturellen Veranstaltungen.

Alle Dirigenten haben - jeder auf seine Weise - ihr hohes musikalische Wissen den Musikerinnen und Musikern weitergegeben, damit der Verein heute in einem harmonischen Klangkörper die Kunst der Musik in die Herzen der Zuhörer tragen kann.

Von 2004 bis 2009 dirigierte Bernhard Lauda aus Lauterbach, dem wir sehr zu Dank verpflichtet sind, den Musikverein Landenhausen. Als neuer Dirigent wurde im Jahr 2010 Josef Treidler verpflichtet.

Hervorzuheben ist die rege Beteiligung der "jugendlichen Bläserinnen und Bläser", denen es ebenfalls Spaß macht, Musik machen zu können und von Björn Luckgei musikalisch betreut werden.

 

Musikvereinsgründer mit Lehrer Paul Merkel, 1910








Der Musikverein vor 1939, ganz rechts: Organist Karl Kühl "Mellheiners"




 

 

 

 

 

 



Der Musikverein im April 1981, rechts: Dirigent Möller, links: Ehrendirigent Steckenreuter

 

 

 

 

 




Der Musikverein im Juli 2005, mitte: Dirigent Bernhard Lauda


Die Geschichte des Musikvereins Landenhausen

Wertvolle Anstöße und Hilfen für das dörfliche Leben brachte die Bildung des Musikvereins. Laut Protokollbuch versammelten sich am 13. Dezember 1909 auf Einladung von Lehrer Paul Merkel 28 Musikfreunde zwecks Gründung eines Musikvereins. Nach Verlesung provisorisch aufgestellter Statuten entschlossen sich 18 Anwesende, definitiv dem Verein beizutreten.

Der Zweck des Vereins sollte sein: "a) die Kunst der Musik zu pflegen, b) seinen Mitgliedern ein geselliges und angenehmes Zusammenleben zu schaffen, c) patriotische Gefühle zu erwecken, d) zur Veredlung der Gefühle im Allgemeinen beizutragen." So steht es auch in der Satzung vom 14. September 1935, die von 13 Mitgliedern unterschrieben wurde. Bei der Generalversammlung vom 12. Juli 1910 wurden die Statuten endgültig angenommen.

Zum ersten Vorsitzenden wurde in der Versammlung Konrad Renker gewählt. Bald wurde beschlossen, ein Kirchenkonzert zu veranstalten. Auch weitere Aktivitäten wurden entfaltet, wie Theeaterabende und Tanzmusik. Im November 1913 überlegte man sich die Einführung von Streichmusik, stellte dies aber noch zurück und empfahl einzelnen Mitgliedern deren Erlernung.

Nach dem Krieg gab es zunächst allerhand Schwierigkeiten im Verein. Immerhin hielt er 1920 wöchentlich drei Übungen ab. Am 17. März 1922 wurde Lehrer Heinrich Meininger zum 1. Vorsitzenden und Dirigenten gewählt, Johannes Eichenauer zum 2. Vorsitzenden und stellvertretenden Dirigenten. Beschlossen wurde, eine Klarinette anzuschaffen. Vereinslokal war das Gasthaus Morr.

Am 25. Januar 1924 wurde Lehrer Wilhelm Rausch 1. Vorsitzender, zwei Becken wurden angeschafft. 1925 wurde Karl Kühl zum 1. Vorsitzenden gewählt, 1928 Heinrich Glitsch. Doch damals stand es nicht gerade gut mit dem Musikverein.

Man musste an dem Tage sogar über sein Weiterbestehen abstimmen. Mit 12 gegen 4 Stimmen wurde dem zugestimmt. Nach langer Diskussion erklärten 8 Mitglieder, den Verein weiterzuführen.

Das zweite Protokollbuch setzt mit der NS-Zeit ein. Der Jahresbericht für 1933 schildert die politische Umwandlung Deutschlands. Im Jahre 1935 übernahm Lehrer Philipp Steckenreuter bald das Dirigentenamt. Im Februar 1938 wurde er zum 1. Vorsitzenden und Dirigenten gewählt. Von Ausflügen, Theater- und auch Kappenabenden wird berichtet, "um die Kasse aufzubessern". Aber dann unterbrach der Krieg die Arbeit des Musikvereins.

Nach Beendigung des Krieges wurde in der Generalversammlung vom 14. November 1948 die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit beschlossen. Von Teilnahme an Bundesmusikfesten und Wertungsspielen im Bereich des Musikbundes Fulda-West wird in den folgenden Jahren berichtet. Besonders schöne Berichte gibt es vom Bundesmusikfest in Landenhausen am 5. Juli 1953. Es gab Wertungsspielen im überfüllten Saal, nachmittags Festzug durch die reich geschmückten Straßen zum Festplatz mit der unübersehbaren Menschenmenge.

Im Bericht heißt es: "Dass es etwas Großes und noch nie Dagewesenes sein musste, war nicht nur in Landenhausen, sondern noch weit über die Grenzen hinaus bekannt; denn nicht nur die Zeitungen, sondern auch der Rundfunk hatte sich eingeschaltet und das Bundesmusikfest in Landenhausen in der Rundschau aus dem Hessenland durchgegeben." Anwesend waren auch Lehrer Merkel, der Gründer des Vereins, der nun zum Ehrendirigenten ernannt wurde, und Lehrer Meininger.

Die Generalversammlung vom 20. März 1954 brachte die Wahl von Heinrich Glitsch zum 1. Vorsitzenden, aber auch Auseinandersetzungen wegen der Entstehung einer zweiten Kapelle und Trennung vom Verein. Doch im Jahr darauf gab es die Wiedervereinigung. Immer wieder ist von den Familienabenden mit lustigen Theaterstücken, Musik, Tombola und Tanz zu lesen, auch von der Beteiligung an all den auswärtigen Wertungsspielen und Musikfesten.

Neuer 1. Vorsitzender wurde am 21. April 1967 Ludwig Möller. Der Musikverein wirkte immer wieder bei vielen Gelegenheiten mit, so auch bei der Wiedereinweihung der renovierten Kirche 1967, bei der Einweihungsfeier des Sportzentrums 1968 und der Friedhofshalle 1970.

Beim 60jährigen Jubiläum am 13. Dezember 1969 hebt Dirigent Steckenreuter bei der Schilderung der Vereinsgeschichte besonders hervor: "Der Musikverein stand in all den 60 Jahren immer im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Mit Ständchen bei Hochzeiten, Feiern, Festen, Konzerten, bei kulturellen Veranstaltungen der Gemeinde oder kirchlichen Veranstaltungen, immer war mit der Mitwirkung des Vereins zu rechnen."

Es war in diesen Jahren nicht leicht, genügend aktive Mitglieder für den Verein zu bekommen. Auch auswärtige Musiker wirkten und wirken noch immer mit in großer Treue und bringen dafür große Opfer. 1972 erklärten sich Lehrer Rolf Steckenreuter und andere bereit, unentgeltlich Unterrichtsstunden für neu zu werbende Mitglieder zu erteilen. Erst in den letzten Jahren gelang es, mehrere jugendliche Musikbegabte zur Mitarbeit zu gewinnen.

Eine große Heerschau bot das Bundesmusikfest vom 1.-3. Juli 1972 in Landenhausen mit den teilnehmenden Musikvereinen aus Großenlüder, Bimbach, Marbach, Mittelrode, Hosenfeld, Giesel, Istergiesel, Rothemann, Hattenhof und Harmerz. Mit 22 Gruppen und 11 Blaskapellen brachte das Fest den "bisher größten und schönsten" Zug durch das Dorf, angeführt vom Reiterverein. Den Massenchor von rund 200 Musikern dirigierte Philipp Steckenreuter im Zelt.

Im gemeinsamen Familienabend des Männergesang- und Musikvereins am 22. Januar 1977 wurde Philipp Steckenreuter nach 42jähriger Dirigententätigkeit im Musikverein und 28jähriger Chorleitung beim Gesangverein aus den von ihm geliebten Tätigkeiten verabschiedet und ihm viel Dank gesagt. Er wurde zum Ehrendirigenten ernannt.

An Streckenreuters Stelle trat als Dirigent zunächst sein Sohn Rolf und ab 1. April 1977 der Sparkassenangestellte und frühere Bundeswehrmusiker Karl Möller aus Lauterbach. Rolf Steckenreuter, in Stockhausen wohnend und Schulmusiklehrer in Angersbach, wurde am 8. März 1980 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der seitherige Vorsitzende Heinrich Glitsch, der 1928-1933, 1954-1961 und 1968-1980 in diesem Amt gestanden hatte, trat aus Altersgründen zurück. Ihm ist vor allem die Aufwärtsentwicklung des Vereins und das Durchhalten in Krisenzeiten zu verdanken. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Dirigent Karl Möller stellte beim Beginn seiner Tätigkeit drei Gesichtspunkte für die Vereinsarbeit auf: a) Schaffung von Nachwuchs, damit die wichtigen Stimmen doppelt besetzt werden können, b) intensives, zielgerichtetes Proben, um so schnell wie möglich ein zweistündiges Programm blasen zu können und c) durch öffentliches Auftreten das Erlernte an den Mann zu bringen. Jede Gelegenheit sollte dazu wahrgenommen werden.

Es besteht die Hoffnung, dass der Musikverein sich kräftig weiterentwickelt und dem dörflichen Leben dient und die schöne Gottesgabe der Musik weiterhin zur Entfaltung bringt.

Texte zusammengestellt von Michael Zaschka